Site-Work (III): Die Installation „Fluchtlinien (I)“ bewegt sich in ihrer Auseinandersetzung mit der Besonderheit der spätgotischen Kapelle des Kunstverein Kapelle Weitendorf zwischen der Lichtmetaphysik von Robert Grosseteste (1170–1253) einerseits und der Begriffssetzung „Fluchtlinien“ des französischen Philosophen Gilles Deleuze (1925–1995) andererseits. „… Einen entsprechenden, anschaulichen Offenbarungscharakter gewinnt die diaphane Lichtwirkung auch im Hinblick auf die rückseitigen Drucklinien. Mit den querlaufenden Streifen der natürlichen Maserung wie selbstverständlich verschränkt, werden sie als zarte, brüchige Schattenrisse sichtbar, unbestimmte, zeichenhafte Lichtchiffren, in denen das Umkehrmoment des Druckes aufgehoben ist. Entwickelt aus der geometrischen Darstellung logarithmischer Progressionsverhältnisse – visualisierte Metapher lichthafter Potenz – verlieren die aus dem Unendlichen ins Unendliche fluchtenden, strahlenförmig gekreuzten Parallelen die kristalline Schärfe geometrischer Projektion, werden flüchtig auch im Abdruck, ähnlich wie das abstrakte Denken, dem sie entspringen. Sie treffen kein Ziel, verschweben zur vagen Spur, die in weiser Bescheidung dem Geheimnis der Oberfläche folgt, wo sie sich im Palimpsest naturhafter und künstlerischer Überschreibung verlieren …“ (Zitat: Ralf Weingart, Staatliches Museum Schwerin, Chiasma (II))