Site-Work (I): Die Installation „Codex Purpureus“ entstand aufgrund einer Einladung des Universitätsmuseum Marburg für dessen Dependance im dortigen Landgrafenschloss. Eine Arbeit, die für die Werkentwicklung sehr wichtig wurde, da über die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Schlosses, erstmals die Idee aufkam, farblos, d.h. mit reinem Acryl bzw. Gummi Arabicum zu drucken. Der historische Kontext, auf den sich die Installation bezieht, ist wie folgt überliefert: Der Legende nach soll Till Eulenspiegel seinerzeit nach Marburg gekommen sein und er erhielt vom damaligen Landgrafen den Auftrag, für genau diesen Raum genealogische Bilder, sprich gemalte Ahnendarstellungen auszuführen. Eulenspiegel und seine Helfer ließen sich über Monate hinweg verköstigen – produziert wurde indes rein gar nichts. Es kam zur feierlichen Eröffnung mit dem Grafen und Honoratioren aus Stadt und Land und alle Anwesenden rühmten beflissentlich die Qualität der Bilder. Erst als die Närrin der Landgräfin in den Raum hineinrief, was schaut ihr denn so blöde, es gibt doch gar nichts zu sehen, flog der Schwindel auf und Till Eulenspiegel musste fliehen. Die Arbeit „Codex purpureus“ ist eine Art Paraphrase auf diese Legende. Die Farblos-Drucke sind in der Frontalansicht kaum bis gar nicht erkennbar. Erst eine Betrachtung im Einfallsbereich des Tageslichtes offenbart eine schematische Bildlichkeit. Die Druckstöcke wurden im Schlosspark vergraben. Etliche Besucherinnen und Besucher verlangten ihr Eintrittsgeld zurück, da doch angeblich nichts zu sehen sei.